Working out loud

Working out Loud – was ist das?

Nein, Working out Loud das hat nichts mit besonders prahlerischem Arbeiten zu tun. Nichts mit Getöse. Auch nichts mit Esoterik. Aber mit was denn dann? Hier gibt’s Hintergrund, Sinn und meine persönlichen Erfahrungen mit Working out Loud.

Was hinter WOL steckt

Working out Loud ist eine Idee, eine Mentalität, ein Mindset und eine Methodik. Es geht darum, nicht im stillen Kämmerchen zu arbeiten, sondern seine Erfahrungen, Erkenntnisse und Fragen mit anderen zu teilen und davon selbst zu profitieren, indem man lernt und ein Netzwerk bildet. Also quasi das, was der Witz in Sachen Digitalisierung ist: Dinge und Menschen zusammenbringen, zu vernetzen. Es kann den Modebegriff „New Work“ erlebbar machen – neue Arbeitswelt in a nutshell. Zusammenarbeit statt Silos. Voneinander lernen statt Wissen horten. Teilen statt mauern.

Ursprünglich entwickelt hat die Idee Bryce Williams 2010, als Methodik etabliert hat sie John Stepper in seinem 2015 veröffentlichten Buch „Working Out Loud: For a better career and life”. Etwas kürzer und auf Deutsch erklären das Ganze die Vorreiterinnen und Vorreiter bei Bosch (die gerade new-work-award-prämierte Katharina Krenz), Siemens (die Realtionshipenablerin Sabine Kluge) und Daimler (Digitalexperte Lukas Fütterer) erzählen, was es ist und wie es funktioniert im Video .

Loslegen mit Working out Loud

Es klingt etwas nach Sekte: Die WOL-Circle sind der Kern von Working out Loud. Ein Circle ist im Grunde eine Gruppe von bestenfalls drei bis fünf Menschen, die sich zwölf Wochen lang regelmäßig treffen und gemeinsam arbeiten – jeder an seinem eigenen Ziel. Das geht in echt und geht virtuell.

Diese zwölf Working out Loud-Wochen werden durch die Circle-Guides strukturiert. Nein, keine Bibel, sondern eine konkrete Vorgabe verschiedener Übungen, die John Stepper zusammengestellt hat und an denen sich die Teilnehmer orientieren können.

Klingt immer noch nach Harikrishna? Wir machen’s konkret.

Meine Wochen 1-3 im WOL-Circle

Wie findet man einen WorkingoutLoud-Circle: Ganz einfach, in der Circle-Finder-App anmelden und einem Circle beitreten. Ich habe durchgescrollt und auf einen geklickt. Es gab kein Thema. Einfach nur eine Nummer: Circle 85. Die anderen Teilnehmer kannte ich nicht. Ich habe den Circle nur deshalb ausgewählt, weil er virtuell war und die Zeiten gut für mich passten. Als wir zu fünft waren, haben wir eine WhatsApp-Gruppe und eine Skype-Gruppe eröffnet. Wie Wikipedia wissen lässt: „Ein Circle arbeitet […] selbstorganisiert. Zusammensetzung, Terminfindung, Lernen, Zielkontrolle findet ohne Externe statt und baut vollkommen auf die intrinsische Motivation der Teilnehmer.“ Recht hat die Community.

Wir machen per Whats App eine Zeit aus und treffen uns im Skype Video-Chat. Fünf sich fremde Menschen. Schnell wird klar, es ist für uns alle das erste Mal in einem WOL-Circle. Alle sind neugierig auf die Methodik.

*Hust, hust, kruschel, kruschel.

Was müssen wir eigentlich tun?

Zum Glück gibt’s die Circle-Guides. Woche für Woche laden wir uns also das PDF herunter, in dem es gilt, verschiedene Aufgaben zu lösen.

Die erste Übung hilft über die Fragezeichen und die Unsicherheit hinweg: „Was hat Dich hierher gebracht?“. Jeder soll einen Moment darüber nachdenken und dann darüber sprechen. Das macht warm. Wir lernen uns kennen.

Die zweite Übung hat es in sich: „Wähle Dein Ziel für die nächsten 12 Wochen“. Keiner weiß so richtig, wie das gehen soll. Alle haben ungefähr was im Kopf. Und dann machen wir ganz automatisch das, worum es geht: Wir sprechen offen darüber. Wer hat welche Fragestellung für sich und warum. Die anderen fragen nach, helfen, denken mit und am Ende hat jeder sein Ziel formuliert.

Wir hangeln uns an den Guides entlang. Wir kommen voran. Keiner hat vorgearbeitet. Keiner versucht schlauer oder schneller zu sein als die anderen. Alles ist work-in-progress. Alles ist permanent-beta. Und alle vertrauen darauf, dass die anderen da sind und mitgehen.

In diesem Circle, in dieser einen Stunde, wird tatsächlich ein Raum geschaffen, in dem völliges Vertrauen herrscht. Es gibt keine geheime Agenda. Das eigene Ziel ist für einen selbst nicht der Fokus. Es geht um den Austausch. Um das laut aussprechen von Gedanken, die nicht zu Ende gedacht sein müssen. Das erzeugt eine Dynamik – zumindest ist das bei uns so. Und es ist ziemlich persönlich.

Erstes Working out loud Fazit

Nach den ersten drei Wochen habe ich: ein Ziel formuliert, mindestens drei Stunden (eher deutlich mehr) daran gearbeitet, habe durch den Circle und auch außerhalb mein Netzwerk erweitert und erste richtige Fortschritte erzielt. Ein bisschen ist es, wie wenn man sich zum Lauftreff verabredet. Es gibt Verbindlichkeiten durch die Gruppe. Es gibt Regeln und Strukturen, die einen stützen. Es macht Spaß, schon allein weil man nicht alleine vor sich hin kämpft. Es motiviert und es bringt in einer unfassbaren Geschwindigkeit neue Ideen, Perspektiven, Impulse und Gedanken.

Das Schwierigste bei uns ist die Terminfindung. Fünf Menschen, die im ohnehin schon prallen Berufsleben stehen und die sich nun in der engen Zeit zwischen Job, Familie und Freizeitverpflichtungen eine gemeinsame Stunde pro Woche freischaufeln müssen – das ist mitunter mühsam.

Aber bisher haben wir es immer geschafft. Und dann saß jeder vor seinem Bildschirm. Weil jeder das Gefühl hat: Es lohnt sich dabei zu sein. Für sich und für die anderen.

Im Blogbeitrag zu Woche 4-6 verrate ich dann nicht nur, wie es weitergeht, sondern auch ein bisschen mehr zu den Zielen und was das Ganze mit Organisationsentwicklung, Interner Kommunikation, Agilität und Wissensmanagement zu tun hat.

Wer mehr zum Thema WOL erfahren möchte oder Lust auf einen Circle ab Juni in Frankfurt face to face hat, schreibt mir gerne an lupp@bcc-ffm.de oder per Twitter @bccffm_jl oder ruft mich einfach an 069-9002888-23.

Austausch ist alles, Leute.


... berät in den (aus ihrer Sicht) wirklich spannenden Themen unserer Zeit: Wie arbeiten wir morgen? Wer arbeitet eigentlich überhaupt noch? Und wo kriegen wir die Leute her? Organisationsentwicklung, New Work, Employer Branding, interne Kommunikation - das sind ihre Disziplinen. Ihre Ausrüstung: Lachen, Apps und gesunder Menschenverstand.
Julia Lupp on EmailJulia Lupp on LinkedinJulia Lupp on Twitter